Cocktails & Drinks,  Gourmet

Franciacorta – Sanft gepresst mit feinen Perlen

Nicht weit vom Gardasee taucht man ein in eine Welt himmlischer Ruhe, Landschaften zum Träumen und Gaumenfreuden. Die hiesigen Schaumweine überzeugen Kenner weltweit.

Bilder: ©Frank Gindler, Albereta, Cappucino, Franciacorta 

Seit Künstler Christo 2016 seine „Floating Piers“, einen drei Kilometer langen Steg, über den Iseosee gespannt und Ströme kulturbeflissener Touristen angezogen hat, ist Franciacorta vielleicht nicht mehr der absolute Geheimtipp. Doch kaum war der Steg weg, hatten die Einheimischen die Region fast wieder für sich. Dabei ist Franciacorta allein schon wegen seiner Weine einen Besuch wert.

Die Entdeckungsreise zu dieser Preziose führt in die Lombardei, in die Gegend zwischen Brescia und dem Lago d’Iseo. Vorbei an der Südspitze des Gardasees in Richtung Mailand. Drei Ausfahrten führen nach Franciacorta: Palazzolo sull’Oglio, Rovato oder Ospitaletto. Unvermittelt taucht man in eine Welt voller Entspanntheit ein, durchfährt Hügelland, Weinberge und unverbaute Örtchen, die im Laufe der Jahrhunderte maßvoll gewachsen sind. Vorbei an Piazettas mit holprigen Pflastersteinen, an einem Meer von Rebstöcken, mittelalterlichen Burgen und Abteien, zinnengekrönten Türmen und Patriziervillen inmitten von Parkanlagen. Und: …. Keine Spur von Touristenbussen.

Franciacorta erscheint wie eine Schönheit vom Land mit dieser unwiderstehlichen Mischung: ein bisschen rau, natürlich schön und ziemlich rassig. Der Lago d’Iseo, eingebettet in bewaldete Berge, blickt wie ein klares Riesen-Auge auf das geschäftige Treiben ringsum in den Fischerorten. Schon im Mittelalter war der Lacus Sebinus zunächst eher verschlafen und später heiß begehrt: Mehr und mehr Römer siedelten sich hier an, Jahrhunderte später stritten sich die Provinzen Bergamo und Brescia um die Seeschönheit. Heute verläuft die Grenze mitten durch den See: Zu Brescia gehört das Ostufer mit seinen pittoresken Fischerdörfern; das wilde felsige Westufer wurde Bergamo zugeschlagen.

Franciacortas Winzer haben sich zu einem Konsortium zusammengeschlossen, das Rebsaft für höchste Ansprüche veredelt. Den hellen Perlwein aus der „Champagne Italiens“ schätzen sogar eingefleischte Rotwein-Liebhaber. Er ist die perfekte Einstimmung auf das raffinierte, kräftige Essen der Region und begleitet außerdem trefflich Risotti, Suppen, Fischgerichte sowie das Dolce. Was hier die Weinkeller verlässt, wird oftmals mit Medaillen ausgezeichnet. Den schnöden Ausdruck „Sekt“ wollen die Winzer in Verbindung mit ihrem feinen „Franciacorta DOCG“ nicht hören, der vorwiegend aus Chardonnay-Trauben, Pinot Bianco und Pinot Nero komponiert wird. Der von der EU verliehene Titel „Franciacorta DOCG“ steht für die Methode der langsamen Gärung in der Flasche. In ganz Europa genießen nur noch der Cava und Champagner dieses Privileg. Für den Franciacorta bedeutet dies: Der Wein lagert 18 Monate lang auf Hefe, zwischen Weinlese und Genuss des Weines liegen mindestens 25 Monate. Diese Herstellungsweise verlangt nach einwandfreien Reben und wirkt sich höchst erfreulich auf das Aroma aus. Die unterschiedlichen Geschmacksvarianten des Franciacorta wie der cremige Satèn Brut, der Millesimato oder Dessertbegleiter Demisec haben die feine Perlage gemeinsam, eine strohgelbe Farbe mit zartem Grünschimmer sowie das feinwürzige, fruchtige Aroma, begleitetvon einer dezenten Brioche-Note.

Kein Wunder, dass die Ruhe liebende High-Society Norditaliens hier gerne entspannt. Wer kein Ferienhaus sein Eigen nennt, steigt zum Beispiel im idyllisch verwinkelten Luxushotel L’Albareta Relais & Chateaux in Erbusco ab. Und kostet die Franciacorta-Gewächse im angeschlossenen Gourmetrestaurant Benessere oder auswärts zum Beispiel im Michelin-geführten Restaurant „Due Colombe“ in Borgonato.

Text: Marion Vorbeck