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Gourmet

Buschenschank oder Prosit beim Laterndln!

Im Spätsommer draußen sitzen, einen jungen Tropfen genießen, direkt beim Erzeuger. Die Zauberworte hinterm Genuss: Buschenschank, Straußen-, Hecken oder Besenwirtschaft. Nur Eingeweihte wissen um die meist unscheinbare Pforte zum Weinparadies. Das Erkennungszeichen: Pflanzenschmuck. Ein Kranz aus Reben oder Efeu, ein Büschel Föhrenzweige, ein sogenannter Föhrenbuschen oder auch ein Reisigbesen über der Eingangstüre weisen den Weg: Hier geht’s zum Weinausschank, je nach Region „Kranz-„ oder „Heckenwirtschaft“, „Buschenschank“ oder „Heuriger“ genannt.

© Fotos: iStock:ViewApart, privat


Auf dem eigenen Hof, wo der Winzer seine selbst gekelterten Tropfen ausschenken darf, ist es oft am gemütlichsten. An schönen Tagen sitzt man in Efeu bewachsenen Innenhöfen unter lauschigen Lauben, bei schlechtem Wetter sorgen eine umgebaute Scheune, ein Weinprobierraum oder ein stillgelegter Weinkeller für weinselige Atmosphäre.

Was heisst „Laterndln“?

Wenn ein Einheimischer verrät „Beim Winzer xy ist wieder ausg’steckt“, denken Kundige nicht an einen Stromausfall, sondern an die Öffnung einer Weinwirtschaft. Und wenn ein Weinseliger zum „Laterndln“ verführen will, schlägt er lediglich vor, gemeinsam das eine oder andere Viertel jungen Wein zu verkosten.Buschenschank Wein Winzer Weinprobe WeinfestDer Ausdruck kommt daher, dass viele Buschen mit einer Laterne beleuchtet sind; wer erst beim Schließen des Ausschanks heimging, wenn die Laterne gelöscht wurde, wurde früher spaßeshalber „Laterndler“ genannt. Übrigens: Beim sogenannten Rauschbaum handelt es sich um eine zentrale Stelle im Weinort, an dem eine Tafel mit den Öffnungszeiten der jeweiligen Heurigen dem Trinkwilligen den Weg zu Weinfreuden weist. Größere Orte oder Weinregionen halten Kalender mit den Adressen und Öffnungszeiten der Schänken aus und stellen die Termine ins Netz.

Die deutsche Variante des Buschenschank

Hierzulande kommt ebenfalls Deftig-Einheimisches auf den Teller des Buschenschank: Pfälzer Saumagen, Wurstsalat, Schlachtplatte, in Württemberg Maultaschen, in Rheinland-Pfalz Rippchen mit Sauerkraut.

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Auch die Zahl der Sitzplätze ist geregelt. Höchstens 40 dürfen es sein aber wer zählt schon ganz genau, wenn es mal etwas enger zugeht? Nur auf den ersten Blick ein wenig verwirrend: Weinschänken außerhalb Österreichs werden oft anders bezeichnet, denn auch in Deutschland locken sie in fast allen Weinbaugebieten. Die Straußen- oder Besenwirtschaften an der Ahr, in Baden, im Rheingau, in Rheinhessen, in der Saale-Unstrut-Region, in Sachsen und der Pfalz, an Mosel, Saar und an der Nahe leiten sich wie der Buschenschank aus einem über der Tür hängenden Buschen, einem Bund aus Reisig oder Weinlaub ab.

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Nicht immer geht es – zumindest von außen gesehen – so traditionell zu und weist dem Besucher ein hübsches Gesteck an der Türe den Weg zu den Weinfreuden: Manchmal tut es auch ein einfaches Schild. Bei der Planung hilft, dass viele sich zusammengeschlossen haben, etwa die Straußwirtschaften des Weinbaugebietes Mosel unter mosel.strausswirtschaften.de.

Der Buschenschank in Franken

In Franken sucht der kundige Weintrinker eine der rund 150 Heckenwirtschaften auf – manche sagen, dieser Ausdruck käme vom Wort „Häcker“, wie der Winzer hier auch genannt wird. Gängige Erklärung zum Ursprung des Wortes: Früher, als den Winzern noch der Ausschank ihres Weines untersagt war, wurden die neuen Tropfen im Verborgenen, „hinter einer Hecke“, kredenzt.

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Im Württembergischen wiederum heißen die Schenken „Besen“, weil dort ein Reisigbesen an der Tür auf die Weinfreuden hinweist. Während die besonders in den Großräumen Heilbronn und Stuttgart verbreitet sind, sucht man in der Bodenseeregion „Rädle“ oder „Rädlewirtschaften“.

Weinfeste

Wer auf seiner Verkostungstour mal keine Hecken- oder Buschenschank findet, darf darüber hinaus auf eines der zahlreichen Weinfeste hoffen. Die feucht-fröhlichen Feierlichkeiten rund um den Wein dauern meist Tage und sind auch in deutschen Anbaugebieten von der Lebensart der jeweiligen Kulturlandschaft geprägt. Fast in jedem Weinbauort gibt es solche Feste, die bis in den Oktober hinein stattfinden. Mit dem Titel „Größtes Weinfest der Welt“ darf sich allerdings eine deutsche Stadt schmücken: Der Bad Dürkheimer Wurstmarkt am Rande des Pfälzerwaldes schenkt 300 prämierte Tropfen an über 700.000 Besucher aus.

Auflagen für Heckenwirtschaften z.B. in Franken

  • maximal an vier Monaten im Jahr geöffnet
  • bis zu 40 Sitzplätze
  • Ausschank nur von eigenen, aktuellen Weinen
  • nur einfache Speisen aus regionalen Zutaten
  • eine angemessene Glaskultur muss beachtet werden
  • das Servicepersonal muss Fragen zum Wein beantworten können
  • keine internationalen Begriffe auf der Speisekarte