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St. Martin – kulinarisch umwerfend

Dass Start und Landung eines jeden Flugzeugs auf St. Martin so viel Begeisterung bei Urlaubern wie bei Einheimischen auslösen, ist spätestens seit den beliebten YouTube-Videos klar, die die kleine Insel so berühmt machten. Direkt hinter dem schmalen Strandstück Maho Beach nämlich, befindet sich die Landebahn des örtlichen Flughafens und niemand will es sich nehmen lassen, dort ein spektakuläres Foto zu schießen, bei dem man den ankommenden Flieger kurz vor der Landung quasi berühren kann.

Bilder: ©Jessica Bachmann, Office de Tourism de St. Martin; pixabay.com, Villa Hibiscus (Agnes E)

„Achtung! Gefahr! Der Jet blast (schnelle Luftbewegung, von den Triebwerken der Flugzeuge erzeugt) kann Sie schwer verletzten“. Trotz dieser Warnschilder will sich beinahe jeder hier diesem Nervenkitzel aussetzen. Startet nämlich eines der Flugzeuge, wird ein so starker Luftdruck ausgelöst, dass alle sich am Strand befindenden Menschen einfach umfallen oder durch die Gegend purzeln. Äußerst amüsant, aber bei weitem nicht der einzige Grund, warum man der Insel einen Besuch abstatten sollte. Nicht nur die spektakuläre Nachbarschaft von Strand und Flughafen, sondern auch die Traumkulisse der Karibik-Insel und die Kulinarik sind umwerfend.

Luxus und Haute Cuisine

Auf St. Martin landen viele Flieger, insbesondere Privatjets, weil es der einzige Airport in der Nähe der Luxusinsel St. Barth ist. Nutzten Bezos, Musk, Hilfiger und Co St. Martin zunächst nur, um ihre Jets dort zu landen oder ihre Megayachten unterzubringen und dann weiterzureisen, sind auch sie mittlerweile von den Vorzügen des Eilands begeistert. Denn hier finden sie Privatsphäre innerhalb einer traumhaften Natur in Kombination mit köstlicher Haute-Cuisine auf europäischem Niveau. Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass die Insel halb niederländisch, halb französisch ist und mit KLM und Air France täglich lukullische Lieferungen aus der EU ankommen. Viele Köche haben ihren Weg nach St. Martin gefunden, besonders auch, um dem Stress der Großstädte und dem Druck der Sterne-Gastronomie zu entfliehen. Durch die perfekte Versorgung mit Lebensmitteln und ihr Können kreieren sie hier eine Küche, die definitiv mit dem Festland mithalten kann.

Wer St. Martin erkunden will, braucht auch keine Superyacht, ein schönes Motorboot mit Kapitän inklusive Getränken mietet man hier ab etwa 750 Euro am Tag. Und wenn dann noch Delphine und Wasserschildkröten neben dem Boot auftauchen ist das Urlaubsglück perfekt. Vorbei geht es an malerischen Buchten und einsamen Stränden. Leider hat Hurrikane Irma 2017 enorme Schäden auf der Insel hinterlassen und seither dürfen nur mehr Hotels und Restaurants in Strandnähe neu eröffnen. Dadurch wechseln sich schicke Boutique-Hotels und stylische Beach Clubs mit den Überresten ehemaliger Wohnhäuser ab. Um von letzteren abzulenken, haben sich Künstler der Insel zusammengetan, um die Lost Places mit ihrer Street Art zu verschönern. Überhaupt spielt auch die Kunst auf St. Martin eine große Rolle. Neben den zahlreichen Graffiti gibt es einige Galerien und Künstlerin Ruby Bute (u. i. Bild) ist die Kunst-Ikone der Insel. Die heute 80-jährige ist nicht nur Zeit ihres Lebens Malerin und Schriftstellerin, sondern auch Förderin junger Kreativer. Butes Kunst und die Werke der Straßenkünstler sind stets inspiriert vom Leben auf St. Martin, farbenfroh zeigen sie alle Facetten der sonnigen Karibik-Insel.

Hummer direkt aus dem Wasser: Frischer geht es nicht

Bootfahren, Schnorcheln und Sonnenbaden machen bekanntlich hungrig, deswegen sollte unbedingt ein Mittagsstopp auf der St. Martin vorgelagerten Kleinstinsel Pinel eingelegt werden. Unter Palmensonnenschirmen genießt man im Restaurant Karibuni direkt am Meer am liebsten Hummer. Ein Griff ins Wasser, einpinseln mit Butter und Gewürzen und schon – frischer geht es nicht – liegt das Prachtstück erst auf dem offenen Grill, dann auf unserem Teller. Der Grill ist das Herzstück eines jeden dieser „Lolos“. In diesen ehemaligen Lebensmittelgeschäften nutzten die Einzelhändler als Verkaufseinheit Lot. So entwickelte sich der Name dieser Verkaufsstellen und heutigen Minirestaurants mit Bar zu „Lolo“. Zum Hummer, rauchigen Rippchen und frischem Fisch wird in den Lolos auch der Johnny Cake serviert, ein herzhafter Krapfenteig aus Maismehl. Eigentlich hieß dieser mal Journey Cake, weil er durch das Frittieren so haltbar war, dass die einheimischen Frauen ihn ihren Männern auf Schiffsreisen mitgaben. Aber auch der Journey Cake durchlief eine etymologische Veränderung und so blieb nur noch der Johnny Cake übrig.

Auch unsere Reise geht weiter, denn rechtzeitig zum Sonnenuntergang wollen wir es uns mit dem Signature Cocktail „Baie Rouge Sunset“ (nach dem hoteleigenem Privatstrand benannt) auf der Terrasse des Belmond La Samanna Hotels gemütlich machen. Ein beeindruckendes Haus mit allen luxuriösen Annehmlichkeiten, die man sich nur wünschen kann. Doch auch die kleinen, für die Insel (besonders den französischen Teil) typischen Boutique Hotels, lassen keine Wünsche offen: Meist nicht mehr als 10 Zimmer, direkter Pool und/oder Meereszugang und häufig mit erstklassiger Küche. So auch im Les Galets. Hier bietet der ehemalige Schweizer Sternekoch Hubert Tarbouriech wöchentlich wechselnde Dinner-Menüs zu unterschiedlichen kulinarischen Themen an. Und wer hätte gedacht, dass Taube auf Blutwurst mit Spargel so vorzüglich schmecken könnte? Dazu herrliche französische Weine, die scheinbar nicht auszugehen scheinen.

Haben Sie Appetit bekommen? Vielleicht ist das St. Martin Food Festival vom 11.-22. November 2022 der richtige Zeitpunkt für Sie, sich selbst davon zu überzeugen?