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Motor

Porsche Typ 64 – Berlin-Rom Wagen

Verena Proebst ist nicht nur Leiterin des Automuseums Adlkofen und Tochter des berühmten Rennfahrers Walter Proebst, sondern auch passionierte Fotografin. Am liebsten hat sie vier Räder besonders PS-starker Gefährten mit außergewöhnlicher Geschichte vor der Linse. Mit uns teilt sie nicht nur Ihre Porsche-Leidenschaft, sondern auch Ihre Bilder und die Geschichten dahinter. Los geht’s mit dem Berlin-Rom Wagen Porsche Typ 64:

„Nachdem ich mich spontan entschlossen hatte, zur Ennstal Classic in die Steiermark zum Fotografieren zu fahren, kontaktiere ich einige Bekannte dort in der Nähe – natürlich genauso PS-verrückt wie ich selbst. Darunter Michael Barbach, Porsche-Spezialist aus Niederösterreich, der mir sofort anbietet, seinen spektakulären, selbst aufgebauten Berlin-Rom Wagen für ein paar Fotos mit nach Gröbming bringen.

Michael, der bereits in die Restauration des einzigen noch existierenden Originals involviert war, wollte für sich noch einmal ein Exemplar erschaffen, was ihm in ca. 9000 Arbeitsstunden auch gelang. Der ursprüngliche Wagen, auch bekannt als Porsche Typ 64, wurde im Konstruktionsbüro Ferdinand Porsches konzipiert. Im Auftrag der Nazis sollte er im Herbst 1939 das Berlin-Rom-Rennen bestreiten,welches durch den Ausbruch des zweiten Weltkriegs nicht mehr stattfand. Anspruch war es, das Fahrzeug möglichst schnell und leicht zu bauen. Daher auch sein besonderes, fast außerirdisches Aussehen: Die Karosserie bestand aus Leichtmetall und wurde äußerst stromlinienförmig gebaut. Durch seine äußere Form ergibt sich auch ein interessantes Detail im Inneren: Die beiden Sitze sind leicht versetzt, sodass der Fahrer ziemlich mittig und sein Beifahrer etwas weiter hinten auf einem Notsitz sitzen muss.

Dort nehme ich also Platz. Und obwohl es sich um einen Nachbau handelt, hält dieser wahrscheinlich mehr Geschichten bereit als das Original: Während der Fahrt durch die Berge lausche ich Michaels Erzählungen, als er nur in Decken eingehüllt bis ans Nordkap damit fuhr. Denn in diesem Fahrzeug wird man vergebens nach einer Heizung suchen. All die Metall-Badges im hinteren Teil des Fahrzeugs verraten dafür, wo es schon überall gewesen ist, selbst nach Kalifornien wurde der Berlin-Rom-Wagen schon verschifft.

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Für die Zukunft plant Michael noch die Route zu fahren, die eigentlich einmal für das Auto vorgesehen war. Die Strecke von Berlin nach Rom, selbstverständlich zum damals geplanten Datum, dem 27. September. Nur das Jahr stünde noch nicht fest. Aber eines ist sicher, geschont wird der Wagen nicht. So kommt es auch, dass wir über Schotterpisten an einer kleinen urigen Berghütte vorbeikommen und dort halten, um etwas zu essen und natürlich noch mehr Fotos zu schießen.

Über das Auto kommen wir sofort mit den Besitzern der Berghütte ins Gespräch. Wenngleich sie uns davon abraten, die letzten 400 Höhenmeter zu nehmen, lässt sich Michael später nicht von dieser Idee abbringen – ich wäre wahrscheinlich schon längst umgekehrt. So bewegen wir uns über enge Serpentinen hinauf, an freilaufenden Kühen vorbei bis kurz vor den Gipfel der steirischen Kalkspitze und werden mit einer gigantischen Aussicht belohnt. Meistens lohnt es sich eben, die Extra-Meile zu fahren, man kommt garantiert mit eindrucksvollen Fotos und noch besseren Erinnerungen nach Hause zurück.“

Bilder: ©Verena Proebst

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