In bester Gesellschaft
Am Rande der steil abfallenden Klippen von Sorrent liegt unübertroffen die „Grande Signora“ der süditalienischen Hotellerie, die sich seit jeher mit einem Superlativ nach dem anderen selbst übertrifft. Das 5-Sterne-Refugium Grand Hotel Excelsior Vittoria hat in seiner fast 190-jährigen Geschichte schon viele Berühmtheiten beherbergt. Was war/ist also das Faszinierende an diesem Haus?
BILDER: ©Hotel, Frank Gindler
Seit 1834 befindet sich das Hotel im Besitz der Familie Fiorentino und es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie der jeweilige Hausherr höchstpersönlich hier seine illustren Gäste begrüßt hat, zum Beispiel Kaiserin Sisi, Marilyn Monroe, Richard Wagner, Johann Wolfgang von Goethe, Sophia Loren, Oskar Wilde, Luciano Pavarotti, Barbara Streisand – und auch Lucio Dalla, der hier in diesen ehrwürdigen Hallen und in Anlehnung an den berühmten Tenor seinen weltbekannten Song „Caruso“ komponiert hat.
Schon in den Anfangsjahren ergötzte man sich an der elektrischen Beleuchtung, den privaten Badezimmern – ein damals ungeheurer Luxus. Inzwischen hat in sechster Generation Guido Fiorentino die Führung des Luxushotels übernommen und sich ganz der Tradition des Hauses verpflichtet, gehobene, stilvolle Gastfreundschaft zu bieten.
Wie auch Pierce Brosnan sind die Gäste heute im 21. Jahrhundert alle „geplättet“ vom weithin strahlenden Glanz des Hauses; staunend schaut man, mit einer atemberaubenden Aussicht vom kleinen Hafen über die Bucht nach Neapel und Richtung Vesuv. Die Vergangenheit mit Säulen aus dem 18. Jahrhundert, die stilvolle Eleganz, die Deckenfresken und die Antiquitäten überall im Hotel ziehen selbst Influencer aus aller Welt magisch an und stehen im krassen Gegensatz zu dem, was man der heutigen Jugend so alles an Oberflächlichkeiten unterstellt.
Mit dem privaten Lift fährt man hinunter auf Meereslevel, vorbei an einer, einem Kirchenschiff gleichenden, in den Felsen gehauenen „Kathedrale“, die erst bei den Renovierungsarbeiten entdeckt wurde. Wer will, reiht sich ein in die Wartenden, die mit dem Fährboot nach Capri, Ischia, Positano, Amalfi oder zum Shoppen nach Neapel möchten. Direkt im kleinen Hafengelände liegen dann auch mittlere und etwas außerhalb die großen Privat-Yachten, die hier ihren Anker geworfen haben.
Der Zugang zum Hotel mit den drei separaten Villen, die zwischen 1834 und 1880 errichtet wurden, erfolgt von der belebten Stadtmitte, der Piazza Tasso aus, durch einen stilvoll geschmiedeten Eingang, der 24/7 bewacht ist und so Touristen fernhält, die nur mal „schaun möchten“. Denn nur zu gerne würden sie, im Schatten der weitläufigen zwei Hektar großen Parkanlage mit zahlreichen Oliven-, Zitronen, Orangenbäumen die etwa 100 Meter zum Hotel schlendern, vorbei an üppigen mediterranen Pflanzen, staunend vor archäologischen Funden einer Villa des römischen Kaisers Augustus und römischen Säulen verharren, die ebenfalls erst während der Renovierungsarbeiten ausgegraben wurden und nun hier ihren Platz gefunden haben.
Doch all das zu sehen – das bleibt ausschließlich den Hotelgästen vorbehalten.
Enrico Caruso, der Opernsänger, wohnte in den 1920er Jahren sogar eine Zeitlang in einer Suite, die noch heute noch so ausschaut, als wäre er gerade auf einen Kaffee unterwegs. Damals wie heute sind die lebendigen Einkaufsstraßen Sorrents, die historischen Sehenswürdigkeiten sowie Cafés und Restaurants in wenigen Schritten erreichbar. Mein „Geheimtipp“ für Klassikfans: Das „Caruso“. Ein Museum? Ein Restaurant? Ja – beides und empfehlenswert, um sich dem bunten, lauten Treiben draußen für eine Aus-Zeit zu entziehen.
Nepp – das ist die Pizzeria Tasso an der Via Correale – Für stolze 45 Euro eine Kaviar-Pizza geordert – dabei sind’s nur etwa (abgezählt) 15 orange/gelbe Forelleneier.
Auch jetzt nach einer Renovierung des Grand Hotel Excelsior Vittoria sind viele der Zimmer/Suiten immer noch mit Stilmöbeln ausgestattet und in einigen Suiten zieren kunstvolle Fresken die Decke. Die Technik ist selbstverständlich auf dem aktuellsten neuen Stand. Die meisten Zimmer/Suiten haben einen Balkon mit phänomenalem Blick auf die Bucht des „Golfo di Napoli“ oder man blickt über die Parkanlage auf die Altstadt.
Es sind die vielen kleinen feinen Details, das Lächeln der Mitarbeiter, der erstklassige und unaufdringliche Service, die das Grand Hotel Exelsior Vittoria so unvergleichlich machen.
Der Start in den Tag ist perfekt dank eines reichhaltigen Frühstücksbuffets mit einer außergewöhnlichen Vielfalt (auch) an süßen Kuchen-Verführungen (nirgends auf der Welt habe ich eine so große Auswahl gesehen!). Ganz bewusst starte und genieße ich den frühen Tag nicht draußen auf der Terrasse sondern drinnen im Restaurant „Vittoria“. Es ist diese Kombination aus Uralt-Freskendecke, das Buffet in seine Gesamtpräsentation, die unaufdringliche und herzliche Aufmerksamkeit des Servicepersonals – ehrlich: Ich befinde mich in bester Gesellschaft und Umgebung bei der „Grande Signora“.
Der Tag klingt aus mit einem kulinarischen Angebot auf höchstem Niveau im mit einem Michelin-Stern gekrönten Restaurant Terrazza Bosquet. Die exzellente Menü-, die Weinkarte: Antonino Montefusco, der Executive Chef, und sein herausragendes Team verstehen es meisterlich, auch den verwöhnten Gaumen mit feinster mediterraner Küche zu begeistern.
Zuvor er-fahre ich jedoch, inspiriert durch den weitläufigen Blick auf und über die azurblaue Bucht, eine der schönsten Seiten Italiens: Mit dem Tragflächenboot bin ich schnell in Neapel, der Geburtsstadt der Pizza (früher einmal ein Arme-Leute-Essen). Obwohl es – Anfang Mai – noch nicht so heiß in den engen Gassen der Altstadt ist, wage ich auch einen Blick in das unterirdische Neapel und tauche nun wirklich ein in die Antike der Römer und Griechen.
Oben an der frischen Luft liegt in Sichtweite der Vesuv mit vielen Wanderwegen durch die beeindruckende Kraterlandschaft. An seinem südöstlichen Fuß ist das weltberühmte antike Pompeji gelegen, ein MUSS für jeden Kulturinteressierten. Wer mehr Zeit fürs „Schienbein Italiens“ mitgebracht hat, der mietet sich ein kleines(!) Auto, um die wunderschöne und geschichtsträchtige Landschaft (SS145 und SS163) mit den Städtchen Positano oder Praiano zu er-fahren und ist dann endlich in Amalfi angekommen.
Zurück im Hotel genieße ich eine Ruhepause am schönen Pool. Ich gönne mir in den nach Feng Shui konzipierten Behandlungsräumen im Boutique Spa La Serra, einem umgebauten Gewächshaus aus dem 19. Jahrhundert inmitten des Hotelparks, eine wohltuende Massage, entspanne im Whirlpool und fühle mich im Privatgarten wie zu Hause.