Trinidad – das alte Libre Cuba
Es musste einfach sein. Die Fahrt über das Land mit einem Oldtimer. Mag das Taxifahren in der Stadt so seinen eigenen Reiz haben, suche ich das LIBRE CUBA und lasse mir bei einer etwa vierstündigen Fahrt nach Trinidad die Luft Kubas um die Nase wehen, die stets qualmende Zigarre meines Fahrers gleich mit inhalierend. Der Preis für so eine Hin-Fahrt? Stolze 400 Euro — ein fürstlicher Preis, bedenkt man das Einkommen der Durchschnittskubaner.
Zum Vergleich: mit dem Bus dauert es circa sechs Stunden und kostet etwa 25 Euro für 320 Kilometer.
Neben Havanna darf auch die an der Südküste von Kubas Zentralteil gelegene Stadt Trinidad (circa 75.000 Einwohner), die als Juwel unter den Kolonialstädten der Insel gilt, seit 1988 den UNESCO-Weltkulturerbetitel tragen. Sie ist die drittälteste Stadt Kubas. (Anm.: Baracoa ist die älteste Stadt Kubas. Hier setzte Christoph Kolumbus im Jahre 1492 erstmals einen Fuß auf kubanischen Boden. Die Stadt liegt in einer Bucht und ist von unberührten Landschaften umgeben. Sie konnte VOR der Revolution nur über den Seeweg erreicht werden).
Trinidad – das Juwel unter den Kolonialstädten
Ihr Reichtum, dem sie diesen Ruf verdankt, kam im 17. Jahrhundert durch den Sklavenhandel und die Zuckerrohrindustrie zustande und spiegelt sich in einem Bauboom von prachtvollen Palästen und Villen wider, mit denen die Zuckerbarone einander zu übertreffen suchten. Etliche dieser Gebäude wurden zu Museen umgebaut und geben so einen Einblick in das Leben und Wirken ihrer Bewohner.
Am besten ist es zu Fuß durch die Altstadt zu laufen, wo man meint, die Zeit sei stehengeblieben. Ich lasse die leichte Nostalgie auf mich wirken, die sich durch die Gassen windet und an den farbigen Fassaden der kleinen Häuschen hochsteigt. Wo einst Kutschen durch die Straßen fuhren, sind es heute ab und zu die Oldtimer, die langsam über die uralten Kopfsteinpflaster fahren, um u.a. auch die Federung ihrer Lieblinge nicht zu arg in Anspruch zu nehmen. Hin und wieder sieht man ein Pferdegespann und… E-Motorräder. Die Gegenwart ist also auch hier bereits angekommen. Um sich von Luxus und Opulenz der Blütezeit der Stadt ein Bild zu machen, ist das Museo Romántico der geeignete Platz, in dem unter anderem ein wertvoller Sekretär aus Österreich (!) und eine marmorne Badewanne zu sehen sind. www.cubainfo.de
Wenn es Abend wird, erwacht das Städtchen aus seiner Lethargie. Ein beliebter Platz ist die Plaza Mayor, direkt vor dem Iberostar Heritage Grand Trinidad, in dem ich auch eingecheckt hatte. Die Jugendlichen versammeln sich vor den Toren einer kleinen Kirche. Nicht für den Kirchgang, sondern weil linker Hand das blaue Gebäude von ETECSA einen kostenlosen WLAN-Hotspot anbietet. Sie versuchen sich in dem Spagat zwischen „Cool und neue Welt“, währenddessen es zuhause oftmals weder TV, WLAN-Netze, Strom, Gas oder fließendes Wasser gibt. Im Umkreis der nächsten ein, zwei Kilometer ist dann, bis morgens die Sonne wieder aufgeht, das zu hören, was man unter LIBRE CUBA versteht. Dazu gehört viel Bier und „Cuba Libre“, der Mix aus Cola und noch mehr Rum, dem „Nationalgetränk“ der Cubaner. Dann ist, in Kombination mit Musik und Tanz, an ruhig schlafen nicht mehr zu denken.
Den besten Blick auf die Altstadt hat man entweder vom Zimmer meines Hotels aus oder noch besser auf dem Turm des Museo de Historia Municipal, dem Museum der Stadtgeschichte, welches sich im 1830 errichteten Palacia Cantero befindet. Zu sehen sind verschiedene Ausstellungsstücke der Kolonialzeit. Das eigentliche Highlight ist aber die Treppe auf den Glockenturm des Gebäudes. Obwohl man schon auf der Terrasse eine hervorragende Aussicht genießt, lohnt sich der Aufstieg bis zur Spitze des Turms. Ebenfalls sehenswert die Stadtkirche Iglesia Parroquial de Santísima, die 1892 errichtet wurde.
Für Revolutions- und Militärinteressierte ist das Museo de la Lucha Contra Bandidos geeignet. Nach dem Sieg der Revolution 1959 hatten die Guerilleros um Fidel Castro noch viele Jahre mit einer Art Gegenguerilla („Banditen“) zu kämpfen, die sich in den Bergen des Escambray verschanzten. Was viele nicht wissen: die lokal begrenzten Kämpfe dauerten noch bis Mitte der 1960er Jahre an. Das Museum zeigt neben Karten und Schlachtplänen auch historisches Ausrüstungsmaterial vom Kompass bis zum Kampfboot.