Porsche
Motor

Michael Bieder und seine „Weiße Flotte“

Architekt Michael Bieder aus dem hessischen Taunusstein ist Porsche Sammler aus Leidenschaft mit einer Besonderheit. Sämtliche seiner 14 Modelle – alleine fünf Exemplare darunter sind 356er, zwei davon sogar waschechte Raritäten mit Knickscheibe – sind weiß. Warum alle Fahrzeuge diese Farbe tragen, wie diese Passion entstanden ist und welche Modelle seiner Sammlung er besonders schätzt, hat er uns in seiner sehenswerten Garage verraten.

Fotos: ©Bernhard Schmerl Photography 

Herr Bieder, woher rührt Ihre Leidenschaft für Porsche und wann haben Sie begonnen zu sammeln?

Ich finde den Gedanken der Beständigkeit und die generelle Wertschätzung von Traditionen, die bei Porsche vom 356er bis zum aktuellen 911er gelebt werden, toll. Umso älter ich werde, umso mehr schätze ich das. Aber das fing ganz harmlos mit einem Modell an, das ich mir als Student leisten konnte. Das war der 911 SC, den ich dann 25 Jahre gefahren bin, bis ich dachte, dass es an der Zeit für ein neues Auto wäre, einen 997, der 25 Jahre nach dem SC kam. Dabei habe ich festgestellt, dass die Fahrzeuge sehr ähnlich sind was die Bedienung und das Design angeht. Das faszinierte mich sehr und so legte ich mir einen 356 C zu, der wiederum etwa 25 Jahre vor dem SC gebaut wurde. Mit diesen drei Modellen deckte ich quasi 50 Jahre Porsche ab, verglich die drei untereinander. Angefangen bei den Spiegeln, über das Licht bis hin zu den Bremsmechanismen – einfach alles, was man vergleichen kann – und erkannte den evolutionären Charakter der jeweiligen Weiterentwicklungen. In der Folge wollte ich natürlich mehr erfahren, alle Generationen, die es gibt, haben und musste dementsprechend auch immer mehr Garagen auf dem Grundstück bauen.

Nun sind alle Ihre Modelle weiß. Warum?

Weiß bietet einfach den Vorteil, dass man die Form und die Konturen am besten erkennen kann – auch wenn sich das Porsche Weiß im Laufe der Zeit auch ein wenig geändert hat und generell von einem warmen zu einem eher kühleren Weiß wurde – auch wenn man natürlich heute auch unterschiedliche Weißtöne ordern kann. Gerade in Hinsicht auf die Formen-Evolution bei Porsche bietet diese Farbe also am meisten. Nehmen wir die Scheinwerfer, die bei den alten Modellen noch senkrecht stehen, im Laufe der Zeit aus aerodynamischen Gründen aber immer flacher gelegt wurden und auch die Kotflügel immer mehr mit der Motorhaube verschwimmen. Und meine weiße Flotte hat noch einen weiteren tollen Vorteil: Einmal im Jahr sollen alle Fahrzeuge auch mal auf die Straße und wir machen eine Tour. Das ist natürlich ein Hingucker, wenn 14 verschiedene Porsche Modelle ganz in Weiß unterwegs sind.

Haben Sie ein Lieblingsmodell in Ihrer Sammlung?

Ja, das ist definitiv der 928er. Als ich das Modell damals mit 13 Jahren erstmals sah, habe ich zum ersten Mal überhaupt ein Auto als solches wahrgenommen. Den musste ich also unbedingt haben, auch, weil es sich in meinen Augen um ein vollendetes Design handelt. Leider hatte dieser damals den Wert eines Einfamilienhauses, war für mich vollkommen unerschwinglich – aber in meine Sammlung gehört er definitiv. Und unter den anderen Modellen ist der 356er, Baujahr 1952 mit der Knickscheibe mein Favorit. Älter geht es quasi nicht mehr und trotzdem fährt er sich auch toll. Im Gegensatz zu meinem ältesten 356er von 1950 ist dieser schon einen Entwicklungsschritt weiter, hat kein Synchrongetriebe mehr und man kann also ohne Zwischengas schalten. Aber auch der Targa von 1969 mit sogenanntem Softwindow, das nur sechs Monate so gebaut wurde, ist eine absolute Rarität und dank des faltbaren Tops läuft er auch als Cabrio.

Haben Sie sich in all den Jahren auch selbst zum „Schrauber“ entwickelt, könnten Sie kleinere Reparaturen selbst erledigen?

Früher habe ich das noch hin und wieder gemacht, das ging bei den älteren Modellen. Was ich aber noch immer intensiv betreibe, ist Originalteile zu suchen. Ich vergleiche meine Modelle zum Beispiel mit Aufnahmen in Büchern und trage das was fehlt dann zusammen. Zeitintensiv, aber da bin ich penibel. Für mein Lieblingsmodell habe ich zum Beispiel sechs Jahre lang alle nötigen Originalteile gesucht und es dann komplett restaurieren lassen.

Inwieweit juckt es Sie als Architekt in den Fingern, auch mal ein Auto zu entwerfen?

Im Prinzip kann man das nicht vergleichen, da es sich jeweils um eine unterschiedliche Herangehensweise handelt und der unisono-Gedanke aus der Bauhaus-Zeit – ein Haus, ein Möbelstück, ein Mensch – ist in meinen Augen auch überholt. Ein Auto wird nach bestimmten Ideen designt. Ich dagegen baue Häuser, arbeite mit Licht und Schatten, unterschiedlichsten Materialien. Ich erschaffe etwas für Menschen zum Wohnen, damit sie sich wohlfühlen und ein Zuhause haben. Ein Auto braucht als Fortbewegungsmittel eine ganz andere Denkweise und daher bin ich bisher auch noch nicht auf diese Idee gekommen. Ich gebe aber meine Anmerkungen, die ich bei einem Neukauf eines Wagens habe, an Porsche weiter – Porsche fragt ja auch immer nach Feedback und da bin ich ganz eifrig.

Haben Sie zum Abschluss eine Routenempfehlung für Ihre Region hier im Taunus?

Die Bäderstraße (B 260) durch den Taunus ist eine wunderschöne, kurvenreiche Strecke durchs Grün. Auch im Rheingau ist es wunderschön, allerdings ist es dort wesentlich überlaufener als auf der Bäderstraße. In den Rheingau geht übrigens auch unsere diesjährige Ausfahrt, Mitte Juli.