Ulaanbaatar
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Mongolei – Mitten drin – Am Ende der Welt – Ulaanbaatar

Ulaanbaatar: dempolitisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Mongolei. Mit der Mongolei Airline MIAT (ja – auch die gibt es) fliegt man ab Frankfurt im Direktflug in zehn Stunden in die quirlige Hauptstadtmetropole.

Gelandet wird auf dem (wie kann er anders benannt sein) Chinggis Khaan International Airport, etwa außerhalb der Stadt. Übersetzt heißt Ulaanbaatar „Roter Recke“ und ist angeblich die kälteste Hauptstadt der Welt. Schon im Anflug beeindruckt die imposante Stadtkulisse. Architektonisch beachtlich sind die gläsernen Hochbauten und zeugen von der wirtschaftlichen Aufbruchsstimmung. Ein Beweis hierfür ist auch das Porsche Zentrum an der Sunny Rd. 36. Wenn, dann wird hier der Cayenne gefahren. Das, auch weil er Off-Road tauglich ist und die teils bis zu acht cm hohen Asphaltlöcher, die sich völlig unverhofft auftun, spielend „wegsteckt“. Die einstigen unübersehbaren Bauten des Gandan-Klosters, dem Bogd-Khan-Tempel/Palast oder der Tempelkomplex des Choijin-Lamyn-Museums müssen sich, so scheint es, dem Kommerz unterordnen, bilden aber mit ihren grünen geschwungenen Dächern und oftmals mit Blattgold überzogenen Statuen einen wirkungsvollen Kontrast. Der Buddha-Park, 2005 eröffnet, gibt als Erholungspark im Zaisontal, den Stadtbewohnern das zurück, was sie draußen auf dem Land kostenlos haben könnten – Frei-Raum.

Ulaanbaatar

Ulaanbaatar – Zentrum der Mongolei

Einen anschaulichen Überblick über das Leben der Mongolen, ihrer Gebräuche und Sitten und die Tier- und Faunawelt wird in den zahlreichen Museen von Ulaanbaatar gezeigt. Viel erfährt man auch bei den unterschiedlichen Theater-, Ballett-, Volkslieder- und Tanzaufführungen, die im Opernhaus aufgeführt werden. Unübertroffen ist „Khoomi“, eine Gesangstechnik, die aus dem Klangspektrum der Stimme einzelne Obertöne so herausfiltert, dass sie als getrennte Töne wahrgenommen werden und der Höreindruck einer Mehrstimmigkeit entsteht (Quelle: Wikipedia). Einen Vorgeschmack erhalten Sie hier. Damit erhält man für später, für draußen in der freien Natur, ein besseres Verständnis und Verhältnis, zu den als Nomaden umherziehenden Mongolen.

Was kauft der Tourist in der Mongolei ein? Klar – Kaschmir. Natürlich gibt es einen Shop, in dem man das günstig kaufen kann. Wer sich vorher in Land & Leute eingelesen und erfahren hat, dass die Menschen „klein, hässlich, mit platten Nasen und krummbeinig“ durch die Gegend laufen, wird eines Besseren belehrt. Schön sind die Models anzuschauen, wenn sie mehrmals am Tag den kaufwilligen Touristen aus aller Welt erlesene und teure ECHTE Kaschmirmodelle vorführen. Es wird fleißig und viel gekauft.

Gerade die jungen Mongolen zieht es weg von Kamelen, Pferden und Jurte-Hütten. Sie wollen in die Stadt, teilhaben am modernen Leben Ulaanbaatars – um jeden Preis auch dem der bisherigen unbezahlbaren grenzenlosen Freiheit. Die prächtige Nationaltracht, die schon die Kleinen tragen, der knöchellange Mantel „Deel“ mit aufknöpfbarem Brustlatz, Stehkragen und einem eng um die Taille gewickelten Stoffgürtel, wird eingetauscht gegen lässige Jeans und Baseball-Cap, Made in China, dem eigentlichen „Erzfeind“. Nur an besonderen Feiertagen wird voll Stolz der Deel aus dem Schrank geholt und die reich mit Ornamenten verzierten „Gutul“, die ledernen Reiterstiefel, angezogen. Mit dem Schlafen unter dem freien Himmel ist auch Schluss. Stattdessen funkeln nächtens die Discolichter und die Gesichter wirken im kalten Licht der Smartphones noch fremder. Viele studieren hier und „büffeln“ für ein besseres Leben, weit weg von ihren Eltern, die sie nur in den Ferien besuchen können. Andere machen „auf Business“. Die Mongolen besitzen riesige Kupfer-, Kohle- und Goldvorräte. Das ist Fluch und Segen zugleich wie bei der Oyu-Tolgoi-Mine zu beobachten, die als eine der größten Kupfer- und Gold-Förderstellen der Welt das Land in die Abhängigkeit des Nachbarn China und der Rohstoffbörsen in aller Welt zieht. Das Steppenland, das so reich wie Dubai sein könnte, verfügt über 2,1 Billionen US-Dollar an Rohstoffen. (Q.Welt.de, Stand 2014) Rechnerisch wäre, legt man die Boomjahre 2010-2014 zugrunde, jeder Mongole ein Fast-Millionär – rein theoretisch.

Den wirtschaftlichen Einbruch der letzten zwei Jahre versucht man mit der Tourismusbranche wieder etwas aufzufangen: In den nächsten Jahren sollen etwa eine Million Touristen aus aller Welt pro Jahr „die Weiten des Landes“ erkunden. Dem schnellen Geld folgend stehen, wie an jedem Großstadtrand, 20-, 30-stöckige uniforme Schlaf- und Wohnsilos und bilden eine schier unüberwindbare Betonmauer. Sie sind für den Teil der Bevölkerung, die sich die Innenstadtlagen nicht (mehr) leisten können. Also alles so, wie überall auf der Welt. In Ulaanbaatar leben etwa 1,5 Mio. Menschen, das ist knapp die Hälfte der Gesamtbevölkerung.

Bilder: © Frank Gindler