Montenegro
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Der neue Hotspot an der schwarzen Adria: Montenegro

Wem Italien zu „überlaufen“ und wer in Frankreich des Französischen nicht mächtig ist, tut gut daran sich im Mittelmeer bzw. Adriaraum genauer umzusehen. Istrien, Kroatien – das sind die neuen Reiseziele für Genießer und Gourmets. On Top ist das (noch) unverfälschte Montenegro, das Vielfalt auf kleinstem Raum bietet. Hier sind die Strände einsam, die alten geschichts­trächtigen Städte wie Kotor, Budva, u.a. noch romantisch und das Essen: phantastisch!

Knapp eine Stunde dauert der Flug von München nach Montenegro, das etwa auf gleicher Höhe in östlicher Richtung von Rom/Bari liegt. Wer schon vorher die adrianische Küste er-fahren will, fliegt mit kleineren Maschinen (sofern sie denn von den großen Airlines angeflogen werden) direkt nach Tivat, ins Herz von Montenegro oder „offiziell“ nach Dubrovnik und lässt sich mit einer Limousine abholen. Die Fahrt auf der gut ausgebauten Straße wird nur durch einen Grenzübergang gestoppt. Wer viel Zeit hat, kann sich hier die Zeit vertreiben. Rechts die türkisblaue fast 300 km lange Adriaküste, links unübersehbar die mächtigen Gesteinsmassen des Lovcen-Gebirges. Ein erster Stopp ist die alte Handels- und Natur-Hafenstadt Kotor, seit 1979 UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe.  Die wehrhaften dicken Mauern dokumentieren den bedeutungsvollen Standort, und das bereits seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. Griechen, Römer, Mongolen – alle haben in ihren Epochen die Stadt für sich eingenommen und damit den Venezianern Konkurrenz gemacht. Als eine der ersten Völkerwanderungen (535 n.Chr.) einsetzte – ja  so etwas gab‘s damals auch schon – ließ der römische Kaiser Justinian eine Festung bei Ascrivium errichten. Vor 300 Jahren wurde die Stadt  von Österreichern (Seemacht!), den Franzosen, den Ungarn beherrscht; und zuletzt von Jugoslawen. Seit 2006 ist es ein eigener Staat mit etwa 642.000  Einwohnern, die sich „Montenegriner“ nennen. Die Stadt liegt in einer Bucht in der Nähe des Gebirgsmassivs Lovćen und seiner Kalksteinklippen. Die mittelalter­liche Altstadt durchziehen verwinkelte Straßen und Plätze, gesäumt von alten schiefen Häusern wie rund um die Piazza of the arms und mehreren romanische Kirchen, wie etwa die Sankt-Tryphon-Kathedrale. Imposant anzusehen die City Walls, der Drago Palace u.a. In der Altstadt befindet sich auch ein Schifffahrtsmuseum, das die lange Seefahrtstradition der Stadt erzählt.

Die Geschichte wiederholt sich hier, denn fast täglich „entern“ Tausende Menschen aus aller Welt die Stadt, wenn sie, meist nur für ein paar Stunden, ihr Kreuzfahrschiff verlassen, um Bars, Souvenirläden und preiswerte Restaurants zu stürmen. Vorher (hoffentlich) gut informiert bestellt man statt Pizza als Vorspeise Priganice, ein kleines, köstliches Gebäck mit Honig oder Schafskäse. Als Hauptgang darf’s ein Teller Ukeleis (ein ca. 15 cm kleiner karpfenartiger Fisch) aus dem Skutarisee sein, „na gradele“, also vom Grill, eingerieben mit Rosmarin, serviert mit einer Marinade aus Knoblauch, Petersilie und Olivenöl, oder „nur“ einen Teller Fischsuppe, die Brodetto heißt. Schwergewichtig, aber unübertroffen eine Prsuta-Schinkenplatte, dazu eine Flasche roten Vranac-Wein, der, weil so dunkel im Glas, auch „Schwarzwein“ genannt wird. „Nachgespült“ wird mit dem Loza, einem Traubenschnaps, einem selbstgemachten Sherry, einem Walnusslikörchen.

Wer sich die Beine „vertreten“ will, steigt die steinigen Stufen, die einen steilen Berg an der Stadtmauer entlang emporführen, hoch zur Festung Sveti Ivan, einer mittelalterlichen Burganlage. Der Anstieg ist anstrengend, aber oben angekommen, belohnt der Blick auf die Stadt und die Bucht. Mit einem Besucherboot umrundet man „Sveti Đorđe“. Auf einer der zwei winzigen Inseln (Heiliger Georg + Maria vom Felsen) vor der antiken Stadt Perast, steht ein aus dem 12. Jahrhundert stammendes Benediktinerkloster. Sicherlich eines der meistfotografierten Objekte in ganz Montenegro. Fährt man auf der Autobahn in Richtung Budva nach Centinje, der ehemaligen Hauptstadt, sieht man die Erhabenheit des Lovcen-Gebirges in seiner ganzen Pracht und Schönheit. Dieser imposante, fast schon bedrohliche Berg gab dem Land in der italienischen Besatzungszeit seinen Namen: „Monte Negro“, schwarzer Berg. Denn die Kuppe ist so dicht mit Pinien bewachsen, dass er im Schatten fast schon tiefschwarz erscheint. Diesen Flecken Erde mit Italien zu vergleichen, wird den Montenegrinern nicht (ganz) gerecht, auch wenn zwischen malerischen Landschaften, den Bergen im Norden und entlang der felsigen Kies- und Sandküsten uralte venezianische Dörfer die einstige Herrschaft Venedigs dokumentieren. Für Biker, Naturliebhaber, einfach „Nur-Urlauber“ und Luxustouristen überrascht Montenegro mit einer maximalen Vielfalt auf engstem Raum (Q.Focus). Budva ist sicherlich kein Geheimtipp mehr, gilt aber mit seinen schönen Stränden und Bars als das „Ibiza des Balkans“. Für Adrenalinjunkies ist ein „Drahtseilakt“ über den Fluss Tara und über die Schlucht der Hype des Jahres, während die pure Natur mit einem Boot auf dem Skutarisee (der größte See Südeuropas) im Nationalpark den inneren Ruhepol wieder richtet.

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Montenegro – Weltoffen und herzensgut

Rückblickend profitiert das Land, seine Bewohner und die superreichen internationalen Investoren vor allem von den „Lebensläufen“ ihrer Bevölkerung. Die Montenegriner sind weltoffene, herzensgute und tolerante Menschen. Sie sind ausgezeichnete Gastgeber und die Besucher (Anm.d.Red.: Erinnerungen werden wach, waren es doch in den 70er Jahren in den Badeorten Budva oder Ulcini die Deutschen, die mit fast 90 Prozent Anteil alle Pensionen und Hotels füllten), die jetzt dieses „Neuland“ betreten, fühlen sich um Jahrzehnte zurückgesetzt in eine Zeit, die nicht von Hektik, Geldgier, gepantschten Weinen und Labor-Food gekennzeichnet ist. (Noch nicht). Bezeichnend mag sein, dass vor Jahren der weltgrößte Burgerladen versucht hat, hier Fuß zu fassen – und kläglich gescheitert ist. Es gibt kein „Ich liebe es“ in diesem Land! Die Küche ist fein, absolut natürlich und vereint die Traditionen ihrer wechselvollen Geschichte auf den Tellern.

Bilder: © Frank Gindler

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