Samoa
Travel

Das wahre Herz Polynesiens – Samoa

Aus großer Höhe betrachtet sind es zehn grüne Tupfer inmitten der unendlichen Weite des Südpazifiks: „Malo Sa’oloto Tuto’atasi o Samoa“, der seit 1962 unabhängige Staat Samoa. Steht man am Strand, lauscht den Wellen, hört die Ruhe und genießt die Herzlichkeit der Insulaner, dann ist der Rest der Welt endlos weit weg…


Auf der Insel Upolu (etwas größer als Rügen) leben die meisten Einwohner (ca. 150.000). Zum Staatsgebiet gehört auch die mit der Fähre in gut 60 Minuten zu erreichende Nachbarinsel „Savai‘i“ (ca. 45.000). Sie ist die flächenmäßig größte Insel im Südpazifik und noch ursprünglicher. Die Inseln sind vor zig Millionen Jahren durch einen Vulkan entstanden, gut zu erkennen an den schroffen und dicht bewachsenen Berghängen. Hier im „Paradies auf Erden“, das vor etwa 3.000 Jahren besiedelt wurde, gibt es weder Kriege noch Kriminalität, der einzige Banküberfall war vor etwa 10 Jahren – tja, wohin sollte der Räuber auch flüchten? Es gibt keine Kälteeinbrüche auf Samoa und keine Hitzewellen, keine Tropenkrankheiten und keine gefährlichen Tiere. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 27 Grad, und es fällt, meistens Anfang Dezember, regelmäßig Regen und manchmal stürmt es gewaltig. Alles was man zum Leben braucht, muss teuer importiert werden, außer das, was die Landwirtschaft hergibt.

Samoa – Der Lebensstil der Einwohner macht die Insel zum Geheimtipp

Nach westlichen Maßstäben gerechnet ist Samoa ein armes Land. Und doch: es ist NICHT das Geld, sondern der Lebensstil seiner Bewohner, der langsam aber stetig das Inselparadies zu einem „Geheimtipp“ werden hat lassen. Außergewöhnlich ist die Freundlichkeit der Inselbewohner: kein lautes Wort, kein Geschrei, ob auf dem Fischmarkt oder an der Fähre bei der einstündigen Überfahrt zur Nachbarinsel Savai‘i. Die Stimme zu erheben ist verpönt. Wer es tut, verstößt gegen die „Fa’a Samoa“, er verliert sein Gesicht. Rund 99% der Bevölkerung Samoas bekennen sich zu einer der vielen (freifinanzierten, also keine Kirchensteuern) christlichen Kirchen und Gemeinschaften des Landes.

samoa

Ein kleines muslimisches Gebetshaus und der Tempel der Bahai‘i-Religion*, von vielen auch als eine christliche Gemeinschaft angesehen, sind die einzigen Zeichen anderer Glaubensrichtungen. Selbstverständlicher Teil samoanischen Lebens ist daher auch die Gemeinde, vor allem in den Dörfern. Man wird in ihr groß, geht zur Sonntagsschule, in die Gruppen für Jugendliche, in den Chor, als Erwachsener dann in die Komitees. Jeder hat seinen Platz. Der Kirchgang am Sonntagmorgen ist ein MUSS, oft auch nochmals am Nachmittag ist selbstverständlich. In Apia, der Hauptstadt, reihen sich entlang der Uferpromenade Beach Road ein Gotteshaus an das andere, alle sind brechend voll. Aus jedem dringt die melodische Musik der sangesstarken Samoaner: Hier wird das Leben mit Inbrunst gefeiert.

Samoa

Feiern wird überhaupt groß geschrieben, und gerne fließt dabei Vailima-Bier, von deutschen Kolonialisten einst eingeführt und nach dem Reinheitsgebot gebraut. Es ist das einzige auf der Südsee-Insel gebraute Bier. Wem das zu teuer ist, greift zu KAVA, ein bräunliches Gebräu aus pulverisierten Wurzeln der Pfefferpflanze mit berauschendem Effekt. Es wird eigentlich bei wichtigen Zeremonien der Dorfältesten serviert, aber auf dem Markt von Apia trinken Männer auch schon morgens Kava – das macht gesprächig. Apia (ca. 40.000 Einwohner) ist das Zentrum lokaler Aktivitäten, mit Bars, Restaurants, Diskotheken u.a. Wer die Insel und seine Bewohner verstehen will, muss jedoch diese drei großen Märkte, die tagtäglich geöffnet sind, gesehen, gerochen und gefühlt haben. Auf dem Savalalo-Flohmarkt findet man viel preiswerte samoanische Souvenirs, wie z.B. den traditionellen Lavalava (Sarong), den viele Samoaner als Kleid oder Rock tragen und natürlich die handgearbeiteten Holzschnitzereien.

Fischfans sollten unbedingt über den Apia-Fischmarkt (direkt neben dem Busbahnhof an der Beach Road) schlendern. Hier verkaufen die Fischer ab 06:00 Uhr früh zahlreiche exotische Fischarten – viele davon dürfte ein europäisches Auge wahrscheinlich noch nie gesehen haben. Nicht zu vergessen ist der große Fugalei-Frischmarkt, wo die wenigen Touristen über jede Menge Bananensorten, Kokosnüsse, Taro, die schmackhafte Wasserbrotwurzel, sowie je nach Saison Ananas und Papaya – Gemüse und Obst gibt es in allen Farben und Formen – staunen.

Palusami ist ein köstlicher Snack: Taroblätter, Spinat und Kokosnuss-Saft, in ein Bananenblatt eingeschlagen und im Ofen gebacken, gibt es an jeder Ecke. Ebenso Oka: roher in Zitronensaft marinierter Fisch mit Kokosnuss, Zwiebeln, Gurken und Tomaten. Festessen werden in Samoa im traditionellen Umu-Ofen gebacken: in der Erde, mit Feuer und heißen Steinen. Die Zutaten kommen in Bananenblättern auf die Steine, darüber werden Blätter gelegt.

Kulturinteressierte besichtigen unbedingt das Museum of Samoa. Dort lernt man die Kultur der Pazifikregion im Allgemeinen und die spezielle Kultur der Samoaner kennen. Vorher sollte man jedoch die sehr authentischen Samoa Cultural Village-Shows besucht haben. Hier im „Kultur-Dorf“ werden, wie heute auch noch üblich, in den traditionell überdachten Plattformen, den Falas, die in Handarbeit hergestellten Holzschnitzereien gezeigt, wie man aus Palmblättern richtige Tragetaschen und Körbe flechtet oder Stoffe mit Holzstempeln bedruckt.

Beeindruckend zu sehen, wie in traditionellen „Sitzungen“ Tattoos gestochen werden. Stundenlang treibt Petole Suluape, der Tätowiermeister tausendfach die scharfen, in Tinte getunkten Zinken, mit einem kleinen Holzschlegel in die Innenseiten des Oberschenkel des Mannes, der vor ihm liegt, umrahmt von Freunden oder aber auch, um ihn vor den neugierigen Blicken der Handvoll Touristen drum herum zu schützen. Tätowiert zu sein, gehört zum Lebensstil der Insulaner und folgt einer jahrtausendealten Tradition, die von den Knien bis zum Bauchnabel reicht und flächig pigmentiert wird. Zur Prozedur gehört ein Ritual: tagelang keine Rasur, kein Parfüm, kein Sex, und geschlafen wird auf dem harten Boden. Am Ende werden so die bösen Geister mit Ölbädern davongejagt.

Robert L. Stevenson lebte auf Samoa

Das Buch „Die Schatzinsel“ hat Generationen schon in der Kinderzeit fasziniert. Die letzten vier Jahre seines Lebens verbrachte der schottische Autor Robert Louis Stevenson „Tusitala“ (samoanisch für „Geschichtenerzähler“) in Vailima, ca. 5 Kilometer außerhalb Apias. Sein ehemaliges Wohnhaus ist jetzt das Robert Louis Stevenson Museum, in dem man montags bis samstags persön­-liche Gegenstände sowie Originalmanuskripte besichtigen kann. Auffallend sind die übermäßig „beleibten“ Inselbewohner. Es klingt paradox: einerseits wird SAMOA vom internationalen Währungsfonds, den Hilfsorganisationen als „arm“ eingestuft, andererseits ist korpulent zu sein auf Samoa ein Zeichen von Reichtum. Ja, es gibt einen McDonald‘s in Apia, und ja, die vielfach außerhalb der Großstädte frei herumlaufenden Schweine sind schlanker als die „Reichen“. Dabei gibt es doch so gute heimische und vegane Kost…

Kommen Deutsche auf die Insel, werden sie mit einem Bonuspunkt begrüßt. Viele der Inselbewohner (Afftassi*) haben deutsche Urgroßväter und manche Familie bewahrt die uralt- und vergilbten Bilder in der „heiligen Truhe“ auf. Man muss sich also nicht wundern, wenn einen Inselbewohner mit ihren samtfarbenen Hauttönen aus hellblauen Augen anlächeln. Das Blond ihrer Haare ist nicht gefärbt – es ist echt. (*Anm.d.Red.: ..übersetzt bedeutet das „Hälfte vom Ganzen“, also ein Mischling).

Zu den schönsten Stränden auf Upolu zählt der Lalomanu Beach mit einem malerischen weißen Sandstrand. Schwarzer Sand liegt am Aganoa Beach und ist nur vom Seeweg oder mit einem sehr robusten Allrad-Auto erreichbar. Weitere wunderschöne Strände sind der Matareva Beach und der Tafa Tafa Beach. Wer ein bisschen Abwechslung vom Strandleben sucht, dem sei ein Abstecher in den Pupu Pu’e Nationalpark empfohlen. Dort kann man in den trockenen Monaten April bis November eine etwa einstündige Wanderung durch den Dschungel zur eindrucksvollen Pe’ape’a Höhle unternehmen oder man erkundet mit einem Mietwagen den etwa 100m hohen Papapapaitai-Wasserfall (entlang der Cross Island Road).

Zu den „Wundern der Natur“ zählt ebenfalls der versteckte See To Sua Ocean Trench, nahe dem Örtchen Lotofaga. Wer sich traut, springt die 30 m in die Tiefe oder nutzt eine lange Leiter. Dort wartet ein Badevergnügen der besonderen Art: Türkisblaues Wasser und das Gefühl einen geheimen Schatz entdeckt zu haben, wenn man sich denn traut, in die zweite Lavahöhle zu tauchen. Ein paar Kilometer weiter, im kleinen Ort Lufilufi und auf dem Gelände des Piula Theological College, lädt der Piula Cave Pool, einer von mehreren natürlichen Süßwasser-Quellenpools und Unterwasserhöhle zum erfrischenden Sprung ins Nass ein. Für Einheimische und Touristen ist es ein großer Spaß in der glasklaren „Quelle des Wohlbefindens“ zu baden.

Samoas Insel Savai‘i

Die ursprünglichere und damit auch weniger besiedelte und besuchte Schwesterinsel Savai‘i ist nur eine kurze Fährüberfahrt (60 Minuten) entfernt und noch unberührter als Upolu. Sie präsentiert sich in einer atemberaubenden und wilden Schönheit, einer faszinierenden Kultur und bietet für jeden neue ultimative und authentische Erfahrungen. Die vielen, teils unberührten Pulversandstrände führen in das stets warme und tropische Gewässer des Pazifischen Ozeans, hinaus zu den vorgelagerten bunten Korallenriffen, die zum ausgiebigen Schnorcheln einladen. Samoa zählt übrigens zu einer der besten Plätze zum Surfen im Südpazifik. Es gibt nur eine gut asphaltierte Straße, die rund um die Insel führt. Links und rechts kleine buntbemalte Häuser, ihre „Falas“, haben sie direkt an den Strand gebaut, die an Tagesgäste vermietet werden. Es sind mehrheitlich einfache Pfahlbauten ohne Wände, aber mit einem Dach über dem Kopf wegen der Sonne und dem Regen. Sie sind das Gegenteil der Falas der Inselbewohner und werden in Form, Größe und Ausstattung nur noch von den wenigen guten Hotels & Resorts (s. Seite 158-159) übertroffen. Manche Dorf-Falas bieten mehreren hundert Personen Platz. Man stelle sich das vor wie einen kleinen Marktplatz, nur eben mit Dach. Hier treffen sich die Bewohner, ratschen, tratschen, verbringen den Tag mit Nichtstun. Ab und zu wird dann hier auch mal „Tacheles“ geredet, wenn das Oberhaupt „Matai“ mit dem Dorfältestenrat hier tagt.
Überall vor den Häusern auf der Straße rennen schwarzgescheckte Schweine mit ihren kleinen Ferkeln herum, Hühner scharren den Boden auf und oftmals sieht man freilaufende Pferde, die in der Sonne vor sich hindösen.

Im Landesinneren verbirgt sich die endemische Tierwelt wie z.B. der Maohonigfresser, das Samoapfuhlhuhn oder der Nationalvogel von Samoa, die Zahntaube. Sie nisten in den felsigen, üppigen und bergigen saftig-grünen Höhenzügen, in den naturbelassenen dichten Regenwäldern an den Lagunen, den tiefen Schluchten mit hohen Wasserfällen. Zunehmend sind es (leider) Kokosplantagen, die die Lebensräume der Tiere mehr und mehr einengen. Im Dorf Sato’alepai Village betreibt eine samoanische Familie eine Art Schildkröten-Auffangstation, in der kranke und geschwächte Schildkröten aufgepäppelt werden. In einem großen Teich mit glasklarem Wasser kann man die Schildkröten beobachten und auch füttern.

Es besteht sogar die einmalige Möglichkeit, mit den Schildkröten Seite an Seite im Meer zu schwimmen. Das dürfte eines der unvergesslichen Highlights sein. Ebenso wie das faszinierende Naturschauspiel im Dorf Taga. Bei den Alofaaga Blowholes kann man die Brandung des Meeres auf aufregende Weise erfahren. Durch die engen Löcher im Gestein wird das Meerwasser wie in einem Kamin meterweit hoch in die Luft geschleudert. Besonders beeindruckend wird es, wenn die „Göttin des Meeres“, eine alte Frau mit vielen Lachfalten und viel „TamTam“ das Meer „beschwört“, Kokosnüsse in die Gesteinslöcher wirft und diese nach ein paar Sekunden oft 30 bis 40 Meter weit durch die Luft wieder hochgeschossen kommen. Auch sollte man im tief liegenden tropischen Regenwaldreservat Falealupo im Nordwesten der Insel den etwa 40m hohen Baumkronenpfad begangen haben, der zwischen riesigen Banyan-Bäumen gebaut wurde. Der Gang über die Hängebrücke selbst ist ein bisschen wackelig, also nichts für Menschen mit Höhenangst.

Einen Stopp wert ist auf jeden Fall in der Nähe vom Dorf Safotu das Saleaula Lava Field – ein Lavafeld inmitten grüner Vegetation. Geschmolzene Lava vom Vulkanausbruch des Mount Matavanu begrub bei seinem Ausbruch am 4.8.1905 bis zum Stillstand im November 1911 insgesamt fünf Dörfer. Auf dem 50 km² (!) großen Lava-Feld ist heute noch eine halb verschüttete Kirche und das sogenannte Jungferngrab zu sehen. Faszinierend mit anzusehen, wie sich die Natur mittlerweile ihren Weg zurück durch die versteinerte Lava bahnt.

Viele der anderen Inseln sind unbewohnt oder als Tierschutzgebiet ausgewiesen. Allen Inseln gleich ist: Schaut man auf Palmen, Strand und Meer, so könnte man meinen, vor der Filmkulisse eines süßlichen Südsee-Streifens zu stehen. Der kleine tropische Inselstaat hat sich einem sehr sanften Tourismus geöffnet und versucht mit dem „braven Geld“ trotzdem große Teile seiner Ursprünglichkeit bewahren zu können, ohne Schauspiel und Theater, Schnick-Schnack und „Ballermann“. Sie bauen ihre Zukunft auf die tolle Natur mit traumhaften Stränden, die perfekt zum Entspannen und Abschalten einladen.

Samoa – Mein Fazit

Samoa ist ein lohnenswertes Reiseziel für alle, die die Südsee von ihrer ursprünglichen Seite kennenlernen möchten. Sie bietet sich an als Verlängerung einer Australien- oder Neuseeland-Reise sowie als Kombination mit weiteren Inselstaaten in der Südsee.

Die Unterkünfte in Samoa sind sehr vielseitig, von traditionalen Pfahlbauten bis zu luxuriösen Strand-Retreats. Man kann einen relaxten Strandurlaub mit Wellness-Anwendungen an abgelegenen Stränden verbringen. Der Inselstaat kann nur auf dem Flugweg, üblicherweise über das neuseeländische Auckland, erreicht werden. Die günstigsten und häufigsten Flugverbindungen bietet Air New Zealand an. Vom internationalen Flughafen Apia aus gehen wöchentlich im Schnitt 14 Direktflüge in die ganze Welt. Die kleinen (Propeller-)Maschinen fliegen nach Neuseeland, Australien, Fidschi und Hawaii. Auch auf einer Inselhopping-Tour durch die Südsee ist Samoa gut zu erreichen.

Die zwei Passagierschiffe, die Samoa pro Woche im Hafen von Apia anlaufen, spucken für Stunden ein paar tausend Touristen an Land, dementsprechend ist das Souvenirangebot. Schnell muss es gehen, und wer zumindest einen Hauch von Samoa mit Nachhause nehmen will, schaut auf den Food, Fisch- und Fleischmärkten vorbei.

Mehr aus Ozeanien: Auf nach Französisch Polynesien

Fotos: ©Frank Gindler